Familie Giacometti
10. Oktober 1901 - 11. Januar 1966
2016 war das GEDENKJAHR ZUM 50. TODESTAG
Alberto Giacometti ist in Stampa im Bergell aufgewachsen. Maloja war einst die Alp von Stampa, wo die Familie Giacometti Ihr Sommerhaus hatte. Noch heute gehört Maloja politisch zur Gemeinde Stampa im Bergell.
Die ganze Giacometti-Familie ist als Kunstfamilie bekannt. Vater Giovanni Giacometti wurde zur Jahrhundertwende noch als revolutionär bezeichnet, doch bald war dieser sehr bekannt. Seine Bilder schildern ein heiteres, unproblematisches, sonntägliches Bergell.
Alberto war der älteste Sohn von 4 Kindern, gefolgt von Bruder Diego, Schwester Ottilia und dem jüngsten Bruder Bruno Giacometti,
welcher sich als Architekt in Zürich einen Namen machte.
Bruder Diego war zeitlebens die rechte Hand von AG. Er stellte Armaturen her, verfertigte Gipsabgüsse, kontrollierte die Arbeiten in der Giesserei und patinierte die fertigen Plastiken. Er sass ihm auch Modell. Fast alle Werke Albertos gingen durch Diegos Hände.
Diegos Geschicklichkeit und Erfahrung waren gefragt.
Von 1915-1919 besuchte Alberto Giacometti in Schiers das Gymnasium, trat dort aber frühzeitig aus, um sich ganz der Kunst zu widmen.
Auf Wunsch von Vater Giovanni Giacometti zog Alberto mit seinem Bruder Diego nach Paris, um dort (an der Académie de la Grande Chaumière bei Antoine Bourdelle) zu studieren. Dort lernte er unter anderem Pierre Matisse (Sohn des bekannten Malers Henri Matisse) kennen.
Gelebt und gearbeitet hat Alberto G. zeitlebens in Paris. Mit der Schweiz stand er mehr oder weniger auf Kriegsfuss. Erst 1950 konnte AG eine Ausstellung in der Kunsthalle Basel machen. Diese war gemeinsam mit dem damals bekannteren Künstler André Masson organisiert.
1950 war Albertos produktivste Zeit. Er arbeitete gewissenhaft an einer grösseren Anzahl von Figuren. Es war auch die Zeit, in der er berühmt wurde. Ab da hatte er die Möglichkeit diverse Ausstellungen zu machen oder daran teilzunehmen. 1962 gewann er den ersten Preis an der Biennale in Venedig.
Eine sehr wichtige Person im Leben Albertos war natürlich später dann seine Frau Annette. Frau Annette war ihm immer eine treue Begleiterin. Leider musste sie sich durch seine ruche Art und seinen ständigen Willen zur Freiheit, mit sehr wenig zufrieden geben.
Es war vor allem Annette, die die Nähe und die Bindung suchte. Zum Glück für A. Giacometti, denn dies gab ihm Rückhalt, Sicherheit und Selbstvertrauen, genauso wie er es von seinem Bruder Diego erfahren durfte.
Alberto Giacometti hatte nur einen kleinen Freundeskreis, denn dieser war durch seine ruche, direkte und aber ehrliche Art sehr begrenzt. Doch Alberto zeigte kompromisslosen Respekt für die Individualität anderer. Und darum zählte er vor allem heutige bekannte Persönlichkeiten und Künstler (wie Miro, Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre, etc.), zu seinen Freunden.
In seinen (bekannten) Werken sieht man seinen unbedingten Willen zur Freiheit.
Alberto Giacometti sah das Zerstören des Erreichten als Vorbedingung für ein Weiterkommen an. Er sagte einmal: „Denn je mehr man scheitert - desto mehr erreicht man.“
Alberto Giacometti blieb beim Thema, er zerstörte viele eigene Werke, welche ihm nicht gefielen, er arbeitete so lange an seinem Werk, bis es ihm gefiel, und es war erst vollendet, wenn er es als vollendet betrachtete.
Auch wechselte er seine Modelle nicht. Er arbeitete immer über grosse Zeiträume hinaus mit ein und demselben Modell: unter anderem Bruder Diego, Frau Annette sowie dem guten Freund und Philosophieprofessor Yanaihara. Alle Modellsitzenden waren Menschen die in seinem privaten Leben eine grosse Rolle spielten.
Seinen Stil erkennt man in langen, dünnen Figuren, die körper- und gewichtslos wirken. Er will in seinen Werken die Komplexität und Erlebnisfülle der Wirklichkeit ausdrücken.
Geschont hat sich Alberto Giacometti nie. Dies war auch der Grund, warum er so früh sterben musste. Er hatte starken Husten / Bronchitis, hat sich nicht geschont, hat mit dem Rauchen nicht aufgehört, und als er dann zur Untersuchung ging, wurde er ins Krankenhaus nach Chur gebracht, wo er dann auch starb.
Begraben ist Alberto Giacometti nur wenige Meter von seinen Eltern entfernt auf dem Friedhof in Stampa.
Der „Schreitende Mann“ ist auf der 100-Franken Banknote abgebildet. In dieser Figur gelingt Giacometti die Umsetzung einer körperlichen Bewegung. Das natürliche Gleichgewicht des Schreitens symbolisiert für Giacometti die eigene Lebenskraft.
„La Place“ war die erste Plastik, die von einer öffentlichen Sammlung in der Schweiz erworben wurde.
„La Place“ = Plätze auf denen Menschen aneinander vorbeigehen und sich nicht begegnen, war ebenso ein Thema, das der Künstler immer wieder aufgriff.
Wie jeder andere Künstler auch, durchlief Alberto Giacometti verschiedene Phasen der Kunst.
- 1917: Köpfe
- 1925–35: arbeitete er mit Marmor, Holz, Metall und Gips. Er schloss sich dem Surrealismus an
- 1935: kehrte er wieder zur Realität - zum Modell zurück.
- 1945–47: kehrte er wieder zu seiner ursprünglichen Kunst zurück - den Köpfen.